Krisen überwinden - Perspektiven gewinnen
Unsere Lebensberater besuchten am 29. September 2017 die SGM Langenthal. Sie lernten die Klinik kennen und stellten mit dem leitenden Oberarzt fest, dass die Casa Immanuel und sie als Klinik einen ähnlichen Herzschlag haben. Alle erlebten ein wohlwollendes und wertschätzendes Miteinander. Als Abschluss des gemeinsamen Tages hielt Monika Graf dort einen Vortrag, der ein sehr positives Echo fand. Der Titel lautete «Krisen überwinden – Perspektiven gewinnen». Hier ein Extrakt daraus:
Warum geraten wir überhaupt in Krisen? Dies war die Einstiegsfrage. Wir als Casa Immanuel gehen davon aus, dass in jedem Menschen drei Urbedürfnisse angelegt sind, die sein Denken, Fühlen und Handeln antreiben:
1. Wer liebt mich bedingungslos?
2. Wer meint mich vorbehaltlos?
3. Wo gehöre ich voraussetzungslos dazu?
Diese drei Urbedürfnisse waren im Paradies zu 100% gestillt. In unserer Welt sind sie zu Fragen bzw. inneren Motoren geworden, die unser Tun antreiben, um in einer Welt, in der Lieblosigkeit, Abwertung, Ablehnung und Ausgrenzung alltäglich sind, bestmöglich zu überleben. Die ungenügende Stillung eines oder mehrerer dieser drei Grundbedürfnisse ist somit die Wurzel jeden Mangels, den wir in bestimmten Lebenssituationen empfinden. Dieser Mangel muss auf irgendeine Art und Weise immer wieder kompensiert werden, um uns selbst das Gefühl zu geben, auf dieser Welt eine Lebens- und Daseinsberechtigung zu haben. Somit leben wir in der permanenten Spannung zwischen Fülle bzw. Erfüllung und dem Zwang zur Kompensation.
Die zweite wichtige Grundlage vor der Krise ist, dass wir dazu geschaffen wurden, Beziehung zu leben. Doch durch unsere ungestillten Urbedürfnisse landen wir nicht in erfüllten, sondern in abhängigen Beziehungen, die darauf basieren, unseren Mangel zu kompensieren.
In die Krise stürzen wir dann, wenn unsere Kompensationsmechanismen nicht mehr funktionieren. In unserem Gefühl wird uns der Boden entzogen, unsere vermeintlichen Daseinsberechtigungen brechen zusammen. Was jetzt?
Wichtig ist, nun nicht zu verdrängen, sondern uns selbst einzugestehen, dass wir uns in einer Krise befinden. Wir dürfen uns darin annehmen. Dies braucht Zeit. Wenn wir bereit werden, darin Verantwortung für uns zu übernehmen, dürfen wir uns ehrlich die Fragen stellen: Was ist passiert? Was sind unsere eigenen seelischen Verletzungen und Defizite, die uns in diese Situation gebracht haben? Was brauchen wir zurzeit? Was ist unser nächster Schritt? Dann setzt eine Phase der Neuorientierung und Auseinandersetzung ein. Wir setzen uns rational und emotional mit der Situation auseinander. Wir lassen unsere Emotionen zu und verarbeiten sie in einem begleiteten Prozess, bis wir bereit sind, in der Tiefe mit den Personen, die uns verletzt haben, Frieden zu schliessen. Wir entlassen sie komplett und tragen ihnen und auch uns selbst nichts mehr nach. Darauf aufbauend werden wir bereit, unsere destruktiven Verhaltensmechanismen, die nichts anderes als ein innerer Rachefeldzug sind, in lebensbejahende Verhaltensgrundlagen umzuwandeln und gegenteilig zu handeln. Dies bedeutet z.B. Konfrontation statt Rückzug, Hand reichen statt Faust im Sack, Entschiedenheit statt Unklarheit, Eigenständigkeit statt Abhängigkeit, Grenzen setzen statt missbrauchen usw.
In diesem Prozess gewinnen wir neue Perspektiven, setzen uns mit Entwicklungsmöglichkeiten auseinander und planen konkrete Handlungsschritte. In der Casa Immanuel geht es uns darum, Menschen in die Fülle ihres einzigartigen Potenzials und in die Unabhängigkeit von Umständen zu begleiten. Wisse, wer du bist, damit du sein kannst.