Jesusbegegnung einmal anders
In unserer Retraite setzten wir uns unter anderem auch mit dem Richterstuhl und seiner Bedeutung auseinander. Welche Konsequenzen entstehen, wenn wir uns zum Richter erheben und - anstatt Selbstreflexion und Klärungsgesprächen - mit dem Finger auf andere zeigen? Und gerade weil wir mit diesen Themen beratend und begleitend unterwegs sind, schauten wir auch als Team nochmals genau hin, wie wir intern damit umgehen.
Gegen eine gesunde Urteilsfähigkeit auf Augenhöhe ist ja nichts einzuwenden, aber woher kommt dieser kaum kontrollierbare Drang, allem und jedem auch noch einen moralischen Stempel zu verpassen? Diese Frage vertieften wir in der letzten Jesusbegegnung vom Sonntagabend. Vom Baum der Erkenntnis über Gut und Böse (dem Richterbaum) bis zum Weg zurück ins Beziehungszelt mit mir, mit Gott und mit meinem Gegenüber, setzten wir uns mit dem Phänomen des Richtens auseinander. Die Quintessenz: Es braucht immer wieder aufs Neue die Erkenntnis, welche Richter-Tendenz sich in mir gerade zeigt, mit welchem Anspruch ich sie verbinde - und schlussendlich die Frage, ob ich bereit bin, diesen Anspruch loszulassen. Nur so kann ich vom Richterstuhl wieder zurück ins Beziehungszelt, das mir Freiheit schenkt.