Stiftung Casa Immanuel – erfüllt Beziehung leben.

«Mal ehrlich, wie geht es dir, Ortrud Maria?»

Diese Frage kommt für mich immer wieder mal so banal daher, und ich antworte je nach Person und Situation einfach «Gut, danke der Nachfrage».

Ich muss nicht mehr arbeiten – ich darf!
Als mir die Frage dieses Mal gestellt wurde, war ich in einem emotionalen Hoch. Ich hatte gerade meinen 64. Geburtstag gefeiert. Das gesamte Casa-Team ehrte mich mit einem feinen Nachtessen und vielen Herzensbeiträgen, was mich sehr tief berührte und erfreute. Es war ein sehr tiefer, emotionaler Abend für mich. Dieser Geburtstag bewegte mich, von heute auf morgen wechselte ich vom Angestellten- in den Pensionsstatus. Ich «muss» nicht mehr arbeiten, ich «darf» noch. Ich kann nicht mehr arbeitslos werden, so schön! Da merkte ich, dass ich davor wohl mehr Angst gehabt hatte, als ich dachte, und auch eine weitere Frage beschäftigte mich.

Meinen neuen Lebensabschnitt gestalten
Wie will ich den neuen Lebensabschnitt (das ist es!) gestalten, ihm Leben geben? Ich habe mich entschieden, weiterhin 80% zu arbeiten. Um ganz in den (Un-)Ruhestand zu gehen, fühle ich mich viel zu fit, und ich habe Freude an meinen Aufgaben. Ich rechnete nicht damit, dass es mich herausfordert, wie ich den zusätzlichen freien Tag gestalten sollte? Was ich spürte ist, ich will ihn nicht einfach «verplempern», ich will ihn «mich erfüllend gestalten», aber wie? In diesem Prozess stecke ich noch mittendrin. Die ersten freien Tag waren noch mit Alltagsaufgaben gefüllt.

Die jüngere Generation unterstützen
Ausserdem merke ich, ein Tag weniger in der Casa zu sein hat auch seine Auswirkungen. Die Arbeit ist auf vier Tage zu verteilen. Was bedeutet das für mich? Ich «darf» jetzt arbeiten gehen, «muss» jedoch nicht mehr. Das ist ein tolles Gefühl. Da kommt noch mehr Freiheit ins Arbeiten, als ich bisher schon hatte. Es bedeutet jedoch auch, nicht zu über«pacen», und deshalb gilt es, Aufgaben abzugeben. Mein altes Muster wäre gewesen, alles in die vier Tage zu packen, aber das will ich nicht mehr. Ich möchte lieb gewonnene Tätigkeiten loslassen und nicht in die Leistungsfalle tappen.

Und ich darf Aufgaben oder Bereiche an die jüngere Generation übergeben, die es sehr wahrscheinlich anders machen wird. Hier werde ich erleben, wie gut ich wirklich loslassen kann. Ich wünsche mir, dass ich sie machen lasse und im Hintergrund unterstützen kann, wenn es erwünscht ist.

Ich freue mich, diesen Übergang (Transition) selbst gestalten zu können, und danke allen in der Casa Immanuel, dass ich weiterhin ein Teil sein darf und von allen Wertschätzung und grosse Achtung erlebe.

Herzlichen Dank dem gesamten Casa-Team und allen Gästen, die ich weiterhin begleiten darf und die Anteil an meinem Prozess nehmen. Eure

Ortrud Maria Bernd
Lebensberaterin, Gästeadministration, WG-Lebensschule