Mal ehrlich, wie geht es dir, Rebekka?
Rebekka Bauert hat kürzlich ihr Resilienzjahr in der Casa Immanuel absolviert. Nun hat sie eine befristete Stelle in der Buchhaltung und in der Hauswirtschaft angetreten.
Mal ehrlich, wie geht es dir, Rebekka?
Mir geht es gut, soweit! Ich hatte nach dem Ende meines Resilienzjahrs einige Tage Pause. Mitte Oktober bin ich dann in die Buchhaltung (50%) und in die «Husi» (30%) der Casa Immanuel eingetaucht.
«Soweit» heisst, dass zum kompletten «gut» noch etwas fehlt?
Naja, ich habe bereits während meinem Resilienzjahr bei Elisabeth Zobrist in der Buchhaltung mitgearbeitet und viele Abläufe kennengelernt. Es kamen aber auch einige Arbeiten neu dazu. Nun ist sie im Achtwochenkurs und ich muss schauen, dass ich alles unter einen Hut bekomme. Das fordert mich heraus! Aber es macht mir auch Freude und ich bin gespannt auf die kommende Zeit. Und Michael ist ja zum Glück auch noch da.
War es dein Plan, nach dem Resilienzjahr in der Casa zu bleiben?
Nein. Tatsächlich hatte ich schon länger geplant, wieder nach Aarau ins Unterland zu gehen, wo ich ja herkomme, mir dort eine Arbeit zu suchen und in eine WG zu ziehen.
Aber…?
Ich habe über mehrere Monate und ganz ehrlich meine Motive geprüft: Warum will ich wieder ins Unterland? Dabei habe ich festgestellt, dass da auch Befürchtungen mitspielen, unter anderem die Sorge, dort den Anschluss zu verpassen. Und dass ich «eigentlich» noch nicht bereit bin, wieder ins Unterland zu gehen. Es ist mir immer klarer geworden, dass ich lieber das festigen und vertiefen möchte, was ich in der Casa Immanuel in den vergangenen anderthalb Jahren gelernt habe, anstatt schon wieder weiterzugehen.
Das finde ich sehr mutig. Es wäre vordergründig wahrscheinlich «einfacher» gewesen, wieder in die alten Schuhe zu steigen…
Aber es wäre nicht ehrlich gewesen. Ich hätte mir selbst etwas vorgemacht, und vielleicht hätte ich es irgendwann bereut. Das ist genau ein wesentliches «Ergebnis» meines Resilienzjahrs: Wie wichtig es ist, mir die Zeit zu nehmen und ehrlich herausfinden zu wollen, was ich mir wirklich in der Tiefe für mein Leben wünsche. Das geht nicht husch husch, das braucht Zeit und, ja, wahrscheinlich auch Mut. Wir wissen schliesslich nicht, was bei diesem Prozess am Ende herauskommt.
Resilienz heisst ja innere Widerstandskraft gegen und zugleich Anpassungsfähigkeit an äussere Herausforderungen. Würdest du sagen, dass du durch das Resilienzjahr an Resilienz gewonnen hast?
Ich glaube schon! Das zeigt sich zum Beispiel daran, wie gut es mir mittlerweile gelingt, meine echten Bedürfnisse zu erspüren. Ich habe vor meiner Zeit in der Casa Immanuel elf Jahre lang in der Buchhaltung gearbeitet und dann «irgendwie» gespürt, dass ich mir «etwas anderes» wünsche. Im Laufe der Zeit hier in der Casa ist mir immer klarer geworden, was ich mir konkret wünsche.
Oder auch der Faktor Akzeptanz: Es wird mir viel leichter fallen, Wege zu finden, um mit einer Herausforderung umzugehen, wenn ich sie – und mich darin – erst einmal annehme. Was ist, darf sein, es muss ja nicht so bleiben! Wenn ich aber das Problem nicht akzeptiere oder sogar ignoriere, bleibe ich stehen und komme nicht weiter.
Was würdest du einer Person sagen, die sich überlegt, das Resilienzjahr in der Casa Immanuel zu absolvieren?
Ich finde es sehr lohnenswert! Im Resilienzjahr habe ich mich selbst, meine Stärken, aber auch meine Grenzen, neu oder noch besser entdeckt und kennengelernt. Und es war eine wertvolle Zeit für mich. Ich konnte konkrete Themen bearbeiten, eine längere Zeit dranbleiben und Fragen auf den Grund gehen.
Liebe Rebekka, ich wünsche dir gutes Gelingen bei der Arbeit! Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Christian Uwe Schreiber