Stiftung Casa Immanuel – erfüllt Beziehung leben.

Die Treuen aus dem Morgenland

Eine Weihnachtsbotschaft für dich, inspiriert von Verena Wurster und aufgeschrieben von Christian Uwe Schreiber

Was verbindest du mit dem Wort «Treue»? Für mich heisst Treue: Verlässlichkeit, Loyalität, Vertrauen. Dranbleiben, weitermachen, in Beziehung sein, nicht aufgeben! Ich bin treu, wenn ich einen Auftrag habe und diesen mit voller Entschiedenheit und aus meinem freien Willen heraus erfülle.

 Treue hat aus meiner Sicht also nichts mit «Kadavergehorsam» zu tun. Im Gegenteil: Wer treu ist, entscheidet sich bewusst für etwas. Als Kind war ich meinem Herrn Jesus von Herzen treu – meiner Mutter hingegen habe ich Gehorsam geleistet, einfach um zu überleben.

Und damit sind wir mittendrin im Weihnachtsgeschehen. Denn wenn die fremden Besucher aus dem Osten nicht treu gewesen wären, würden wir nicht in wenigen Tagen Weihnachten feiern. Es gäbe überhaupt keinen Grund zu feiern.

Raus aus der Komfortzone

Jesus wurde in Bethlehem geboren, einer Stadt in Judäa. Herodes war damals König. Da kamen einige Sterndeuter aus einem Land im Osten nach Jerusalem und erkundigten sich: «Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind aus dem Osten hierhergekommen, um ihm die Ehre zu erweisen.» Matthäus 2, 1.2 (HFA)

Es waren gebildete, wohlhabende und sehr treue Männer, die «Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland». Sie hatten einen unbekannten Stern gesehen, und dieser hatte sie nicht mehr in Ruhe gelassen: Er hatte eine tiefe Sehnsucht in ihnen geweckt. Sie wussten, dass etwas für die ganze Welt Bedeutsames geschehen war. Sie mussten sich buchstäblich auf den weiten Weg machen, sonst wären sie sich selbst und ihren Herzen untreu geworden. Ist das nicht ein unglaubliches Bild auch für uns? Wo bin ich treu und beschreite neue, möglicherweise herausfordernde, anspruchsvolle Wege – oder wo bin ich vielleicht untreu und bleibe lieber auf dem Sofa sitzen? Die Weisen aus dem Orient sind für mich ein Sinnbild für echte Treue, die unseren begrenzten Horizont sprengt.

Frostige Stimmung statt Feierlaune

Als König Herodes das hörte, war er bestürzt und mit ihm ganz Jerusalem. Er rief die obersten Priester und die Schriftgelehrten des jüdischen Volkes zusammen und fragte sie: «Wo soll dieser versprochene Retter denn geboren werden?» Sie antworteten: «In Bethlehem in Judäa. So heisst es schon im Buch des Propheten: ‹Bethlehem, du bist keineswegs die unbedeutendste Stadt in Juda. Denn aus dir kommt der Herrscher, der mein Volk Israel wie ein Hirte führen wird.›» Daraufhin liess Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich kommen und fragte sie aus, wann sie den Stern zum ersten Mal gesehen hätten. Anschliessend schickte er sie nach Bethlehem: «Erkundigt euch genau nach dem Kind«, sagte er, «und gebt mir Nachricht, sobald ihr es gefunden habt. Ich will dann auch hingehen und ihm die Ehre erweisen.» Matthäus 2, 3-8 (HFA)

Die weisen Männer blieben auch nach ihrer Einreise in Judäa treu. Vielleicht waren sie überzeugt gewesen, dass im Königspalast gefeiert wird, weil doch wohl ein Sohn geboren worden war. Möglicherweise waren sie irritiert, als sie Herodes vom Ziel ihrer Reise erzählten – und dieser offensichtlich emotional ins Schleudern kam. Ich bin sicher, sie haben gespürt, wie Herodes die machtgierigen Fäuste ballte. Vielleicht wurde es den Weisen auch ein wenig Angst ums Herz? Auf jeden Fall liessen sie sich nicht beirren und kamen dadurch ihrem ersehnten Ziel einen grossen Schritt näher: Auf nach Bethlehem! Möglich, dass sie sich im Stillen dachten, komisch, ein Königssohn wurde geboren, aber nicht in der Hauptstadt, sondern in einem Dorf... Aber sie gingen unbeirrt weiter.

Endlich am Ziel – in einem Stall... ?

Nach diesem Gespräch gingen die Sterndeuter nach Bethlehem. Derselbe Stern, den sie schon beobachtet hatten, als er am Himmel aufging, führte sie auch jetzt. Er blieb über dem Haus stehen, in dem das Kind war. Als sie das sahen, kannte ihre Freude keine Grenzen. Sie betraten das Haus, wo sie das Kind mit seiner Mutter Maria fanden, fielen vor ihm nieder und ehrten es wie einen König. Dann packten sie ihre Schätze aus und beschenkten das Kind mit Gold, Weihrauch und Myrrhe. Matthäus 2, 9-11 (HFA)

Und da war er auch wieder, der wunderbare Stern. Zielstrebig lotste er die Besucher tatsächlich nach Bethlehem, allerdings... nochmal komisch... zu einem Stall. Das passt doch nicht zu einem König...? Hand aufs Herz: Was hätten wir jetzt getan? Entmutigt die Schultern hängen lassen? Jetzt haben wir so eine anstrengende Reise unternommen, und dann landen wir in einem Stall? Nicht so die Weisen. Sie scheinen wirklich resiliente Männer gewesen zu sein: Sie freuten sich auch über diese einfache Unterkunft, denn schliesslich war darüber «ihr» Stern zu sehen. Eindeutig. Hier muss er geboren sein, der neue Weltenherrscher. Die Strapazen haben sich gelohnt, sie sind am Ziel ihrer Träume angelangt. So geht Treue: Erwartungen loslassen und beschenkt werden. Und selbst wieder andere beschenken. Denn das Gold, das sie mitgebracht hatten, rettete der jungen Familie nach ihrer Flucht nach Ägypten wahrscheinlich das Leben.

Ihre Treue führt Jesus ins Leben

Im Traum befahl ihnen Gott, nicht mehr zu Herodes zurückzugehen. Deshalb wählten sie für ihre Heimreise einen anderen Weg. Matthäus 2, 12 (HFA)

Und nochmals waren die Fernreisenden treu. Stell dir vor, sie hätten den Traum nicht ernstgenommen, sondern dem Befehl des Herodes Gehorsam geleistet und ihm von dem neugeborenen König Jesus berichtet? Dann wäre alle Mühe umsonst gewesen. Jesus wäre schon als Baby ermordet worden – und die Welt weiter in Hoffnungslosigkeit versunken.

Weil aber die Weisen Jesus ihre Treue erwiesen hatten, konnte Jesus selbst seinen Dienst auf dieser Erde in aller Treue zu seinem und unserem himmlischen Vater erfüllen. Als Mensch wie du und ich war er so treu, wie unser Gott-Vater in Ewigkeit treu ist. Jesus war, ist und bleibt der Treuste aller Treuen.

Wie geht es dir nun mit dem Stichwort «Treue»? Weckt das auch eine tiefe Sehnsucht in dir, wenn du von den unglaublichen Auswirkungen liest, die die Treue der Besucher hatte? Mich ermutigt das Beispiel der Weisen, noch mehr auf Jesu Stimme zu hören und treu in seinen Spuren zu bleiben. Es lohnt sich unbedingt.

Ich wünsche dir von Herzen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest!

Herzliche Grüsse von

Verena Wurster
Stiftungsratspräsidentin und Gründerin der Casa Immanuel, Leitung der Lebensberatung, Leitung Casa Clarezia, Kurse

(Krippen-Fotos von Monika Graf)