«Mal ehrlich, wie geht es dir, Hans-Peter?»
Wenn die Liebe zu mir die Angst in mir besiegt
Im Herbst 2022 haben mein Körper und meine Seele «Stopp» zu dem gesagt, was bisher gelaufen ist. Über Nacht musste ich aus der eigenen Firma aussteigen – psychisch und physisch am Ende. Ein Freund empfahl mir die Casa Immanuel als christliche Institution mit viel Expertise für Menschen in schwierigen Zeiten.
So habe ich gegen Ende 2022 ein paar Tage Timeout in der Casa Immanuel belegt. Im ersten Gespräch hat mich die Lebensberaterin Ortrud-Maria Bernd gefragt, wie gerne ich mich denn habe. Diese Frage hat eine Lawine in mir losgetreten: «Mich gerne haben – Selbstliebe? Geht das überhaupt? Gibt doch keinen Grund, sich selbst zu lieben!» Als sie mir dann noch aufzeigte, dass ich mit Liebe der Angst begegnen kann, wurde es für mich so richtig relevant. Denn eine «Angststörung mit Depression» war meine vom Arzt erstellte Diagnose.
Körperlich und seelisch kaputt
Nach diesem Timeout habe ich regelmässig Beratungsgespräche bei der Casa-Beratungsstelle in Zürich besucht. Daniel Linder hat mich angeleitet, meinem bisherigen Leben auf den Grund zu gehen – mit der Idee, die Quelle meiner negativen Verhaltensmuster zu finden. Verhaltensmuster, die mich körperlich und seelisch kaputt gemacht haben.
Als Aufgabe aus einem Beratungsgespräch sollte ich in einem Bild meine Ängste aus meiner Kindheit visualisieren. Dabei sind einige traumatische Erlebnisse und Zeiten zutage gekommen. Erlebnisse, die mein Verhalten und damit mein Leben geprägt haben.
Um diese Verletzungen in Ruhe anzugehen und mich mit meinem bisherigen Leben zu versöhnen, hat Daniel mir das achtwöchige Resilienztraining im Frühjahr 2023 empfohlen. Da war ich zuerst skeptisch, weil ich es mir nicht vorstellen konnte, acht Wochen von meiner Familie getrennt zu sein.
Ich habe endlich entdeckt, was mich jahrelang getrieben hat
Mit der Hoffnung, aus dem dunkeln Tal herauszufinden, habe ich mich trotzdem für den Kurs angemeldet und mich somit an den Start meines «Versöhnungsweges» begeben. Ein Start, den ich keine Sekunde lang bereut habe! Denn langsam hat das, worunter ich gelitten habe – und es teilweise noch tue – Sinn ergeben, es wurde nachvollziehbar. Ich entdeckte, was mich all die Jahre getrieben hat. Und ich bekam in den acht Wochen unzählige Werkzeuge an die Hand, um diesen Treibern ihre Macht zu nehmen.
Schon mit dem Zusammenbruch Ende 2022 war klar, dass ich die Kraft nicht mehr haben werde, wieder ins eigene Geschäft einzusteigen. Auch da hatte Gott einen Plan. Ich hatte nämlich mein Schwyzerörgeli im «8-Wochenkurs» dabei und habe regelmässig musiziert. Ich spiele schon seit vielen Jahren, aber immer «neben der Arbeit», nie so wirklich für mich voll und ganz. Meine Lebensberaterin, Gäste, Mitarbeiter in der Casa erkannten meine besondere Beziehung zu diesem Instrument. Sie ermutigten mich, meinem Herzschlag nachzugehen. So kam es, dass ich nach dem 8-Wochenkurs als Musiker langsam wieder ins Arbeitsleben eingestiegen bin, aktuell für sechzig Prozent. Und heute kann ich sagen, dass ich in diesen zwei Monaten einen wesentlichen Teil meiner Berufung gefunden habe.
Nach meinem Start damals auf diesem «Versöhnungsweg» habe ich bald entdeckt, dass dies ein lebenslanger Weg ist. Denn obschon ich wieder einem geregelten Alltag nachgehen kann und es mir entscheidend besser geht, sind meine Ängste nicht einfach komplett verschwunden. Ich durchlebe einfachere und schwierigere Zeiten. Was sich grundlegend geändert hat: Ich verstehe, was abgeht. Und ich habe viele Werkzeuge an die Hand bekommen, die meinen Alltag entscheidend vereinfachen und mich aus der Abwärtsspirale wieder in ein versöhntes Leben führen. Und ich will dranbleiben: Regelmässig besuche ich wieder hilfreiche Beratungsgespräche.
Herzliche Grüsse von
Hans-Peter Ulrich
Hans-Peter Ulrich erfreut mit seinem Örgeli in unterschiedlichen Stilrichtungen: Schweizer Volksmusik, alter Jazz, Folk, Klezmer. Dies Solo, im Jazz-Duo oder einer kompletten Band. Mehr über ihn liest du auf https://oergele.ch und https://www.facebook.com/hpulrich.