Stiftung Casa Immanuel – erfüllt Beziehung leben.

Ostern: die Hoffnung fürs Leben!

Ich wurde gefragt, ob ich einige Gedanken zu Ostern schreibe. Meine erste Reaktion war: «Oh nein! Ich weiss gar nicht, was ich sagen oder schreiben soll...» Die zweite: «Da muss ich ja bei Weihnachten anfangen.» Daraufhin wurde ein wenig geschmunzelt...

Und jetzt sitze ich hier, schreibe und überlege, wo fange ich an? Doch bei Weihnachten? Irgendwie schon und doch nicht.

Für mich waren sowohl Weihnachten als auch Ostern Feiertage, von denen ich wusste, dass sie wichtig sind. Sie sind sogar elementar, weil ich mein Leben und meinen Glauben sonst auf Luftschlössern aufbaue, die jeden Augenblick zerplatzen könnten. Das wusste ich, aber auf der emotionalen Ebene war nicht wirklich Begeisterung zu spüren. Es fühlte sich «neutral» an – weder gut noch schlecht.

Bei Weihnachten ist das seit ein paar Jahren nicht mehr so. Da freue ich mich drauf und spüre die Freude. Ich habe mir damals von Jesus gewünscht, dass er mir Weihnachten so erklärt oder übersetzt, dass ich einen Bezug zu meinem persönlichen Leben herstellen kann. Irgendwann kam mir der Gedanken, dass wir mit der Geburt von Jesus auch die Geburt des Lebens feiern – klingt für den einen oder anderen vielleicht etwas ungewohnt. Aber mir hat der Gedanke geholfen, mich persönlich auf Weihnachten einzulassen. Wenn ich sage, dass wir die Geburt vom Leben feiern, heisst das für mich Lebensfreude, Leichtigkeit. Das Wissen, dass ich leben darf und nicht mehr funktionieren muss. Ich darf selbst entscheiden und muss nicht mehr irgendwelche Erwartungen erfüllen. Auch wenn ich da nach wie vor meine Stolpersteine habe, weiss ich, das Leben und was für mich damit verbunden ist, ist da. Und wir feiern es jedes Jahr.

Und wie ist das jetzt mit Ostern?
An die Bedeutung von Ostern für mich persönlich habe ich mich in den letzten Jahren immer mehr angenähert. Ich wollte für Ostern ebenso eine persönliche «Übersetzung». Wenn Weihnachten die Geburt des Lebens darstellt, dann ist Ostern das Sterben und die Auferstehung des Lebens. Fühlt sich das für mich attraktiv an oder eher demotivierend? Für mich ist der Gedanke, an Ostern die Auferstehung des Lebens zu feiern, sehr attraktiv und einladend, ermutigend und Perspektive gebend. Wieso? Weil es mir Hoffnung gibt. Hoffnung dafür, dass all das, was sich in mir noch so verschüttet und sich begraben anfühlt, wieder zum Leben kommen kann. Hoffnung deshalb, weil ich immer mehr realisiere, dass Ausgraben und Auferstehung nicht von heute auf morgen geschehen müssen. Hoffnung deshalb, weil ich in all dem nicht allein bin, auch wenn es sich manchmal anders anfühlt. Hoffnung, weil ich weiss, mein Freund Jesus und Gott-Vater sind an meiner Seite und gehen mit mir meinen persönlichen Osterweg. Den Weg, den Jesus mir voraus gegangen ist. Den Weg, bei dem Jesus jeden Augenblick weiss, wie schwierig, herausfordernd und gefühlsmässig unmöglich er sich für mich anfühlt. Wie komme ich darauf?

Die Ostergeschichte hat mir geholfen. Ich habe viele Parallelen entdeckt und gemerkt – so allein bin ich mit meiner Geschichte oder meinen Erfahrungen nicht.
Es fasziniert mich, dass Jesu, obwohl er wusste, dass seine letzte Stunde nahte, mit seinen Nächsten noch gefeiert hat (Gründonnerstag), dass er ihnen gedient und seine Liebe gezeigt hat, indem er ihnen ihre Füsse wusch (Johannes 13,1-5). Obwohl Jesus wusste, welch schweren Weg er gehen musste, hat er den Jüngern Perspektive und Hoffnung geschenkt.

Er schenkte ihnen das Abendmahl (Lukas 22, 7-20) mit dem Versprechen «ich bin mit euch verbunden, wir gehören zusammen» (neuer Bund). «Ich bin für euch.» Was für ein schöner Gedanke und Trost. Auch wenn es noch so dunkel und hoffnungslos aussieht, es gibt ein Versprechen. Dieses wird mit dem neuen Bund bestätigt (Lukas 22, 20). Der Bund mit dem Leben (wenn Jesus symbolisch fürs Leben steht), der ein Leben lang gilt.

Aber damit war Ostern ja noch nicht vorbei. Das Schlimmste kam noch – Karfreitag. Jesus wurde verraten, verleugnet, verspotten (Lukas 23,11/ Matthäus 27, 27-31), hintergangen und am Kreuz hingerichtet (Lukas 23, 26-49). Wo fühle ich mich verraten oder hintergangen? Wo verrate ich Jesus? Wo fühle ich mich im Stich gelassen, obwohl ich um Unterstützung oder Hilfe gefragt habe? – So wie Jesus, als er seinen Jüngern sagte, dass sie wachen und beten sollen, und sie dann einschliefen (Markus 14, 32-34/ Lukas 22, 39-46).

Jesus erlebte, dass er vorgeführt wurde, weil jemand (Pilatus) seine Verantwortung nicht übernahm. Pilatus liess um des lieben Friedens willens einen Schwerverbrecher frei (Lukas 23, 1-25). Doch alles war Gottes Plan. Mir helfen diese Gedanken, um mich Jesus näher zu fühlen. Es sind Gedanken und Gefühle, die ich auch kenne. Auf einmal wird das Erleben von Jesus nahbar. Es ist nicht mehr «nur» die Geschichte vom Kreuz. Es wird persönlich. Auch in Pilatus kann ich mich hineinversetzen. Wie oft mache ich etwas oder etwas nicht, der Harmonie zuliebe, obwohl ich weiss, es ist nicht gut? Viel öfter, als mir lieb ist!

Auch die Reaktion der Jünger kann ich nachvollziehen. Die Jünger, die nach der Kreuzigung wahrscheinlich völlig aufgelöst waren und sich verkrochen. Die Jünger, die verunsichert waren, weil sie nicht mehr wussten oder darauf vertrauten, dass Jesus sein Versprechen einhält, dass er sie nicht allein lässt. Er war ja weg. Wie soll das funktionieren? Wo werde ich hoffnungslos, weil es anders läuft, als ich es mir ausgemalt oder vorgestellt habe? Wo verkrieche ich mich, lecke meine Wunden und bedauere mich? Dann geht es mir ähnlich wie den Jüngern – ich muss das «Niemandsland» aushalten: das Spannungsfeld zwischen dem Wissen um das Versprechen, dass es gut kommt, und meinem laut schreienden Gefühl «wie soll es jemals gut werden?». Karsamstag, der «Niemandsland-Tag». Woher weiss ich, dass es Hoffnung gibt, wenn alle Vorzeichen dagegensprechen? Gelingt es mir, mich an das lebenslange Versprechen, dass Jesus mich nicht allein lässt, zu halten und zu vertrauen? Oder habe ich das Gefühl, ich muss mein Leben selbst in die Hand nehmen? «Selber gross», in diese Falle tappe ich immer noch viel zu oft.

Und auch dann oder gerade erst recht dann kann ich den Ostersonntag in Anspruch nehmen. Die Auferstehung. Die Hoffnung. Die Perspektive. Mein Freund und Gott hat mir ein Versprechen gegeben – den Bund fürs Leben, der ein Leben lang gilt. Ein Versprechen, das auch gilt, wenn ich wieder mal einschlafe, richte, harmonisch unterwegs bin, verurteile oder das Gefühl habe, dass es hoffnungslos ist und alles begraben bleibt.

Ostern ist für mich die Erinnerung an das Versprechen von Gott-Vater: Er will mit mir Beziehung leben und geht meinen Osterweg mit mir gemeinsam.

Ich wünsche euch gesegnete und beschenkte Ostertage, egal wo ihr auf eurem Osterweg steht.

Katrin Horn
Leiterin Kurswesen, Lebensberaterin, Co-Leiterin Resilienzjahr