5-M-Kreislauf – der Schlüssel für viele Muster und Blockaden
Der 5-M-Kreislauf ist ein einfaches Modell, das aufzeigt, weshalb Menschen in ihren destruktiven Verhaltensmustern gefangen sind. Die 5 M stehen für Missbrauch, Mangel, Minderwert, Manipulation und Macht. Durch den 5-M-Kreislauf erkennen wir die Auswirkungen unserer negativen Mechanismen und Strategien und können uns dadurch entscheiden, aus der Negativspirale auszusteigen.
Ziel des 5-M-Kreislaufes
Die Grundlage des 5-M-Modells ist unsere Überzeugung, dass Schwierigkeiten immer eine Chance für Veränderung sind. Je mehr ich meine Motivation hinter meinem Verhalten und deren wahre Herkunft erkenne und verarbeite (siehe auch Versöhnungsweg), desto gesünder kann ich mich emotional abgrenzen. Dadurch kann ich Beziehungen immer mehr auf Augenhöhe leben. Selbst dann, wenn das mein Gegenüber vielleicht (noch) nicht kann.
Wenn ich beginne, aus dem 5-M-Kreislauf auszusteigen, kann dies in der Anfangsphase manchmal eher mehr Konflikte hervorrufen. Doch es lohnt sich, unbedingt dranzubleiben, denn diese Konflikte sind nicht wirklich neu. Sie kommen nur unter dem Teppich des Verdrängens hervor und können endlich geklärt werden. Als Resultat gewinne ich mehr innere Freiheit, Leichtigkeit und dadurch gesündere Beziehungen! Dazu kommt, dass meine Nächsten, die in diese Konflikte involviert sind, sich erst daran gewöhnen müssen, dass ich nicht mehr bereit bin, in den altvertrauten Bahnen zu "funktionieren". Das braucht Zeit, führt jedoch in echte Freiheit - auch für meine Nächsten, weil ich ihnen nun die Chance gebe, gegenüber meinem ehrlicher und echter gewordenen Ich, ebenfalls ehrlicher und echter zu werden.
Deshalb: Wenn ich beginne, aus meinen 5 M auszusteigen, profitiert immer auch mein Umfeld.
Die Dynamik des 5-M-Kreislaufs
Missbrauch
Missbrauch liegt immer dann vor, wenn jemandem seine Entscheidungsfreiheit genommen wird, d.h. sie ist durch Zwang, Macht, Abhängigkeit oder Auslieferung eingeschränkt oder ganz aufgehoben. Das kann ich auch mit mir selbst machen (= Eigenmissbrauch). Dahinter verbirgt sich in aller Regel ein destruktives Menschenbild, weil der Missbrauchende die Würde (= Freiwilligkeit) des Gegenübers wie auch sich selbst übergeht. Es muss einzig dazu dienen, die eigenen Ziele und Vorstellungen durchzusetzen.
Mangel
Es gehört zu meinen wichtigsten Grundbedürfnissen, um meiner selbst willen angenommen und wertgeschätzt zu sein, und nicht nur weil ich einen Zweck erfülle, der an eine (praktische oder emotionale) Leistung gebunden ist. Eine ehrliche und bedingungslose Wertschätzung ist eine wesentliche Voraussetzung, um mich entwickeln zu können. Wenn ich eine solche Grundannahme nicht von Anfang an erlebt habe, hinterlässt das einen emotionalen Mangel, ein Gefühl eines inneren Vakuums, das immer auf irgendeine Weise kompensiert werden muss.
Minderwert
Dieser Mangel bewirkt eine grundlegende innere Haltung von Minderwert in mir. Das bedeutet, meiner eigenen Einschätzung nach einen geringeren (Selbst-)Wert zu haben als andere. Minderwertigkeit führt zu ständigem Vergleichen und Werten gemäss meiner inneren Messlatte, wo ich mich selbst entweder unter oder über andere stelle. Eine wertschätzende Beziehung auf Augenhöhe ist so nicht möglich. Den Minderwert zementiere ich durch innere Glaubenssätze und Festlegungen wie z.B. „Ich darf keine Fehler machen“, „Ich darf nicht Nein sagen“, „Ich bin unsichtbar“, „Ich werde es nie zu etwas bringen“, „Meine Meinung zählt nichts“ usw. Einen grossen Teil dieser Glaubenssätze habe ich unbewusst von meinen frühesten Bezugspersonen übernommen.
Manipulation
Dieses „Mangel-Fass ohne Boden“ mit den darin enthaltenen Minderwertigkeitsgefühlen ist höchst unangenehm, weshalb ich (oft unbewusst) nach Kompensationen und Strategien suche, um mich wieder besser zu fühlen. Manipulation bedeutet, dass ich mein Gegenüber im Unklaren über meine wahren Absichten und Ziele lasse. Mithilfe von Strategien, die Schuldgefühle auslösen (z.B. mit Mimiken oder Blicken, Jammern, Nörgeln, Drohen, Schweigen oder Rückzug), bringe ich mein Gegenüber dazu, sich im Sinne meiner versteckten Absichten zu entscheiden. Also ist Manipulation die Beeinflussung von Entscheidungen, ohne dass der Entscheidende sich dessen bewusst ist.
Macht
Macht ist das Erzielen einer Wirkung und ist in diesem Sinn neutral. Uns allen ist ein begrenztes Stück davon gegeben und unsere (bewussten wie unbewussten) Absichten entscheiden darüber, wie wir sie einsetzen. Wenn es mir z.B. gelingt, dass andere tun, was ich will, gibt mir das ein Gefühl von Macht über sie, wodurch ich mich ein wenig aufwerten kann. Macht kann natürlich auch gewaltsam ausgeübt werden, indem ich mich gegen alle Widerstände durchsetze und keine Rücksicht auf andere Meinungen und Positionen nehme, um meine egoistischen Ziele zu erreichen.
Destruktive Machtausübung ist immer gleichzeitig auch ein emotionaler Missbrauch, wodurch sich der Kreis wieder schliesst. Wer missbraucht worden ist, übt seinen Missbrauch leider auch wieder an anderen (wie auch an sich selbst) aus.