Halten wir an der lebensbejahenden Botschaft von Jesus Christus fest oder lassen wir uns von den Horrorszenarien postchristlicher Selbsterlöser einschüchtern? Für Daniel Linder ist die Antwort klar:

Ende letzten Jahres war in einer grossen Schweizer Boulevardzeitung eine überraschende Kolumne zu lesen. Geschrieben hatte sie René Scheu, promovierter Philosoph und Buchautor. Der frühere Feuilletonchef der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) ist Geschäftsführer des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern – das laut Selbstzuschreibung anstrebt, «eine verlässliche, faktenbasierte Stimme in den aktuellen wirtschaftspolitischen Diskussionen» zu sein. Der – eben – überraschende Titel lautete: «Wäre ich doch Prediger geworden!». In seinem Beitrag schrieb René Scheu:

«Wäre ich ein guter Pfarrer geworden? Ich weiss es nicht. Als kleiner Bub war mein Traum: Kirche mit angrenzendem Fussballplatz. Beide Träume sind aus Altersgründen ausgeträumt, sowohl jener vom Gottesmann als auch jener vom Fussballprofi. Immerhin attestieren mir manche Kritiker Predigerqualitäten.

Ein Gott nur für die Hinterwäldler?
Wäre ich also tatsächlich Pfarrer geworden, würde ich zu Weihnachten 2022 diese Predigt halten:

Gott ist der grosse Buhmann. Und all jene, die trotzdem an ihn glauben, gelten in wohlwissenden Kreisen als Hinterwäldler. Den armen Seelen soll es an kühlem Verstand fehlen. Sie klammern sich verzweifelt an eine Illusion, um Halt im Leben zu finden. Ohne die Gotteseinbildung würden sie zugrunde gehen.

Falsch! Denn schauen wir nach draussen oder auf einen Bildschirm, stossen wir auf eine grosse Durcheinanderwelt. Das Chaos wächst täglich. Wie passt das zur göttlichen Ordnung? Wer in seinem Leben trotzdem unerschrocken an einen allgütigen und allmächtigen Schöpfer glaubt, muss krasse intellektuelle Kapriolen vollbringen. Ein Leben mit Gott in der Durcheinanderwelt ist mehr als anstrengend – das Gegenteil von Halt.

Erlöst und befreit
Aber vor allem: Wer trotz allem an Gott glaubt, bleibt demütig. Er versteht das grosse Ganze nicht, und er gesteht sich dies cool ein. Er verabschiedet sich von billigen Menschenrettungsfantasien und Machbarkeitsglaubenssätzen. Denn er vertraut darauf, dass er – in alter Terminologie – erlöst ist, also von allem Schlechten befreit wird und das ewige Leben hat. Auch hier ist der Gläubige im Kern Realist: Der Mensch, dieses merkwürdige Geschöpf, kann sich selbst nicht erlösen, dafür braucht es ein höheres Wesen.

Anders die Gottesverächter aller Richtungen. Ohne dass sie es bemerken, erfinden sie am laufenden Band Ersatzreligionen und beten immer neue Götzen an, zurzeit besonders in Mode: Klima, Ernährung, Diversity. Wer CO2-neutral lebt, richtig isst, denkt und spricht, darf gewiss sein: Er hat sich selbst erlöst, schon zu Lebzeiten, schon auf dieser Welt, ganz aus eigener Kraft. Er ist rein, er ist gut, er ist gerechtfertigt.

Wer ist nun aufgeklärter?
Hier könnte die Predigt langsam zu ihrem Ende kommen. Allerdings bin ich ja kein Pfarrer geworden. Als nüchterner Philosoph frage ich mich – wer ist denn hier nun aufgeklärter? Die Gottesgläubigen, die demütig an sich arbeiten und die Hoffnung bewahren, dass es am Ende trotz allem gut kommt (oder jedenfalls besser als erwartet)? Oder die selbstgerechten Selbsterlöser, die auf alle herabblicken, die nicht wie sie überzeugt sind, dass die Welt ohne sie zugrunde geht?»

Dieser pointierten «Predigt» seien, mit Verlaub, noch ein paar Gedanken hinzugefügt. Denn die heutzutage von verschiedenen Vertretern solcher Ersatzreligionen heraufbeschworene «Apokalypse» – also der Untergang der Menschheit – findet als Horrorszenario so nicht statt! Zumindest nicht, sofern wir uns auf das Buch der Offenbarung, Kapitel 5, Verse 2 bis 5 stützen, das uns im Sinne einer Vision folgende Einblicke in das zukünftige Geschehen gewährt:

Und ich sah einen mächtigen Engel, der mit lauter Stimme rief: «Wer ist würdig, die Siegel aufzubrechen und das Buch zu öffnen?» Doch es war niemand da, der es öffnen und hineinsehen konnte; niemand im Himmel, niemand auf der Erde und auch niemand im Totenreich. Da weinte ich sehr, weil niemand zu finden war, der würdig gewesen wäre, das Buch zu öffnen und hineinzusehen. Doch einer von den Ältesten sagte zu mir: «Weine nicht! Einer hat gesiegt; er kann das Buch öffnen und seine sieben Siegel brechen. Es ist der Löwe aus dem Stamm Juda, der Nachkomme von König David.»

Gott hat schon alles getan
Der Löwe aus dem Stamm Juda hat also schon gesiegt! Gott hat seine Schöpfung nicht fallengelassen – im Gegenteil. Und «deshalb führt die Geschichte nicht in den Untergang, sondern in das ewige Reich Gottes. Die Tage bis zu jener bereits beschlossenen Vollendung soll der Mensch als Zeit der Bewährung durchleben, indem er durch ein Leben aus dem Glauben Gottes ewige Herrschaft vorbereitet, ohne diese je selbst aufrichten zu können. Denn Gott hat alles Wesentliche schon getan», resümierte Martin Grichting in einem NZZ-Artikel, in dem der Churer Geistliche die vorweihnachtliche Kolumne von René Scheu aufgriff.

Somit brauchen wir uns von postchristlichen Ideologien nicht irritieren zu lassen, die uns Angst machen und dazu zwingen wollen, das Heil in unseren eigenen Fähigkeiten und den dazugehörenden Dogmen zu suchen. Denn es gibt keine Selbsterlösung für uns Menschen! Von christlicher Gelassenheit geprägtes Handeln, so beschreibt es Martin Grichting im erwähnten Beitrag, «würde sich demgegenüber dadurch auszeichnen, dass es um die beschränkte Wirkung menschlichen Bemühens weiss und dennoch mit den Mitteln der Vernunft versucht, im vorläufigen Diesseits das Mögliche zu tun».

Herzliche Grüsse
Daniel Linder, Lebensberater und Coach

 

Casa Immanuel aktuell, KW19

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